Welche Gruppe forscht wie und woran?

Im Folgenden werden die Arbeits- und Forschungsschwerpunkte der einzelnen Einrichtungen vorgestellt. Wer arbeitet an welchen Themen? Welche Methoden werden eingesetzt?

 

Forschungsprojekte, die von Mitgliedern der Fachgruppe durchgeführt werden

ENVIRE: Bekämpfung der Verbreitung von antimikrobiellen Resistenzen in Masthähnchen über die Umwelt zu Menschen

Das Institut für Veterinär-Epidemiologie und Biometrie der FU Berlin ist Koordinator des internationalen Forschungsprojekts ENVIRE. Das Projekt ist eine JPI-AMR Action (JPIAMR2021-107) und läuft von 2022 - 2025. Das Gesamtziel des Projekts besteht darin, die Ausbreitung von antimikrobiellen Resistenzen (AMR) bei Masthühnern und die Übertragung von Hühnerfarmen auf die Umwelt und letztlich auf den Menschen zu reduzieren. In verschiedenen Interventionsstudien wird das Potenzial verschiedener Maßnahmen untersucht: i) Antibiotika-freie Hühnerhaltung, ii) Phytotherapie als Alternative zu Antibiotika, iii) Impfung gegen E. coli, iv) Anwendung von Bakteriophagen, v) Behandlung und Lagerung von Hühnermist, und vi) Reinigung von Betriebsabwässern zur Entfernung von Antibiotikarückständen. Die experimentellen Studien werden nach Möglichkeit durch Feldstudien ergänzt. Der Schwerpunkt wird auf ESBL-Escherichia coli und Enterobacteriacea sowie auf der Resistenz gegen Fluorchinolone und Colistin liegen. Es wird ein quantitatives Risikobewertungsmodell entwickelt, um die Wirksamkeit der Minderungsmaßnahmen, sowie potenzielle Synergieeffekte der einzelnen Interventionen zu bewerten. Somit soll die AMR-Exposition des Menschen durch Lebensmittel, Arbeitsplatz und Umwelt verringert werden. Die für die teilnehmenden Länder bereits verfügbaren Daten werden in das Modell mit einbezogen, und neue Daten werden im Rahmen der Studien generiert. Als Ergebnis werden sowohl spezifische als auch allgemeine Maßnahmen identifiziert, die das Potenzial haben, AMR bei Hühnern und in der Umwelt von Hühnerfarmen in Europa und darüber hinaus zu reduzieren. Um dies zu erreichen, wird im Sinne des One-Health Ansatzes das Fachwissen von sechs exzellenten Partnern aus Deutschland, Frankreich, Litauen, Polen und Tunesien gebündelt.

 

PAC-Campy: Preventing and combating Campylbacter infections: on track towards a One Health approach

Das Institut für Veterinär-Epidemiologie und Biometrie der FU Berlin ist ein Partner des Forschungsverbunds PAC-Campy: Preventing and combating Campylbacter infections: on track towards a One Health approach. In diesem Verbund wird ein Risikointerventionsmodell erstellt. Die Projektlaufzeit ist von 2017 bis 2022 und wird gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (Förderkennzeichen 01KI1725A).

Campylobakteriose is ein bedeutendes Gesundheitsproblem in Deutschland. Geflügelfleisch gilt als eine der Hauptinfektionsquellen für Infektionen des Menschen. Die Krankheit ist für wirtschaftliche Verluste ebenso verantwortlich wie für den Verlust von Lebensqualität der betroffenen Menschen. In unserem Projekt erstellen wir ein Risikobewertungsmodell, um Risikofaktoren in der Lebensmittelerzeugungskette von Masthähnchen zu erkennen, die Campylobakterinfektionen bei Menschen auslösen können. Darüber hinaus wird der Effekt verschiedener Kontrollmaßnahmen zur Reduktion von Erkrankungsfällen in Menschen untersucht.

Zunächst wird ein Risikobewertungsmodell entwickelt, das alle Prozesse entlang der Lebensmittelkette abbildet, in denen Masthähnchen oder deren Fleisch mit Campylobacter kontaminiert werden können. Dieses Modell soll helfen, die Prozesse und Risikofaktoren besser zu verstehen. Anschließen wird das Model verwendet, um den Einfluss und den Effekt von verschiedenen Kontrollmaßnahmen auf die Entstehung von Campylobacter in Menschen zu beschreiben. Auch eine Kosten-Nutzenrechnung von Kontrollmaßnahmen ist vorgesehen, um einen Beitrag zur Bekämpfung der Krankheit zu liefern.

 

KAbMon: Monitoring zum Antibiotikaeinsatz bei Kälbern verschiedener Aufzucht- und Haltungsformen in Deutschland

Derzeit wird der Einsatz von Antibiotika noch für alle Arten von kälberhaltenden Betrieben gemeinsam erfasst. Ziel dieser Studie war es, möglichst vergleichbare Gruppen kälberhaltender Betriebe zu identifizieren und diese Gruppierung anschließend in einer Feldstudie zu überprüfen. Zudem wurden auch die Therapiehäufigkeiten, die Resistenzlage und Managementfaktoren der insgesamt 106 Betriebe erhoben. Die Studie wurde vom Institut für Veterinär-Epidemiologie und Biometrie der FU Berlin durchgeführt und finanziert vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (Förderkennzeichen: 2818HS014).

Im Rahmen eines Expertenmeetings wurde die folgende Gruppierung erarbeitet:

A: Milchkuh- und Mutterkuhbetriebe, die ihre Tiere aus der eigenen Nachzucht remontieren

B: Betriebe, die < 10 Wochen alte Kälber einstallen

C: Betriebe, die ≥ 10 Wochen alte Kälber einstallen

D: Händler und Sammelstellen

Die Gruppen A, B und C können gut anhand des Alters der Tiere bei Zukauf differenziert werden, wenn für die unterschiedlichen Produktionstypen innerhalb des Betriebes unterschiedliche VVVO-Nummern genutzt werden

Um die Vergleichbarkeit weiter zu erhöhen, wurde die Therapiehäufigkeit für die durchschnittliche Verweildauer der Tiere im Betrieb adjustiert. Die adjustierte wie auch die nicht adjustierte Therapiehäufigkeit war in Betrieben der Gruppe B signifikant höher als in den Gruppen A und C. Neben der Gruppe wurde die Therapiehäufigkeit auch von der Anzahl der Betriebe, aus denen die Kälber stammen, beeinflusst.

Hinsichtlich der eingesetzten Wirkstoffe zeigte sich, dass – gemessen anhand der Therapiehäufigkeit - am häufigsten Tetrazykline, gefolgt von Sulfonamiden, Makroliden und Penicillin-Antibiotika eingesetzt wurden.

Am häufigsten zeigten sich Resistenzen gegen Sulfamethoxazol (81 % der Proben), Tetrazyklin (47 %) und Ampicillin (39 %). 15 % der Proben waren vollständig sensibel, 2,8 % waren ESBL- und AmpC-verdächtig. Bei Proben von Händlern und Sammelstellen betrug der Anteil ESBL-verdächtiger Isolate jedoch 12 %. Resistenzscore (Anzahl der Resistenzen in einem Isolat) und die Therapiehäufigkeit waren signifikant miteinander assoziiert.

Schlussfolgernd ließ sich zeigen, dass die Einteilung der Betriebe in Kategorie A, B und C zu einer besseren Vergleichbarkeit führt. Die Einbindung von Händlern und Sammelstellen sollte kritisch diskutiert werden. Wichtigste Einflussfaktoren für die Therapiehäufigkeit scheinen das Alter der Tiere und die Zahl der Herkünfte bei Einstallung zu sein.

 

HKP-Mon – Erfassung von Antibiotikaeinsatz und Antibiotikaresistenzen bei Hunden, Katzen und Pferden mit dazugehörigem Auswertungssystem

Der Antibiotikaeinsatz bei Tieren wird seit Jahren diskutiert. Bei Masttieren wird der Antibiotikaeinsatz bereits seit einigen Jahren systematisch erfasst. Aufgrund der Umsetzung der Verordnung (EU) 2019/6 wird es eine zentrale Erfassung der Antibiotikaverbrauchsmengen auch für Pferde spätestens ab 2026 und für Hunde und Katzen ab 2029 geben.

Mit dem Projekt „HKP-Mon“ der Freien Universität Berlin, das vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft finanziert wird (Förderkennzeichen 2820HS002) und eine Projektlaufzeit von 2021 bis 2024 hat, wollen wir dafür sorgen, dass die Daten zum Antibiotikaeinsatz bei Hunden, Katzen und Pferden ohne großen Aufwand und unbürokratisch von Tierarztpraxen in ein Softwaresystem übertragen werden können.

Der Bundesverband praktizierender Tierärzte bpt ist assoziierter Partner und unterstützt diese Studie.

Für eine Pilotstudie im Rahmen dieses Projekts suchen wir 200 Tierarztpraxen und Kliniken, die Daten aus ihrem Praxisalltag zur Verfügung stellen. Die Datenerfassung soll auf elektronischem Weg durch Verknüpfung der Praxis- oder Laborsoftware mit der Projektdatenbank erfolgen. Notwendige Anpassungen der Praxissoftware werden von den Software-Anbietern etabliert, und es erfolgt eine Schulung, bzw. die Bereitstellung eines Handbuchs.

Teilnehmende Praxen haben dadurch die Möglichkeit, die zukünftige Datenerfassung mitzugestalten, mit dem Ziel, ein möglichst praxisnahes, nutzerfreundliches und gleichzeitig transparentes System zu entwickeln. Zusätzlich haben Sie Einfluss auf die Entwicklung der praxisinternen Auswertungstools, die es Ihnen z.B. ermöglichen sich mittels leicht verständlicher Grafiken einen schnellen Überblick über die Einsatzhäufigkeit in Ihrer Praxis zu verschaffen.

Die Daten zum behandelten Tier, zum Arzneimitteleinsatz und zu mikrobiologischen Untersuchungen werden streng anonym und selbstverständlich unter Wahrung der geltenden Datenschutzrichtlinien erhoben. Sie können nicht zum individuellen Tier oder dem Tierhalter zurückverfolgt werden. Die Daten aus Ihrer Praxis können ebenfalls nur Sie einsehen (individuelle Auswertung) und werden in anonymisierter Form ausschließlich zu Studienzwecken ausgewertet.

Weitere Informationen siehe hier: https://www.vetmed.fu-berlin.de/einrichtungen/institute/we16/forschung/angewandte_epidemiologie/hkpmon/index.html.

 

 

Endspurt im deutschlandweiten Verbundprojekt PraeRi – Eine Prävalenzstudie zum Thema Tiergesundheit, Hygiene und Biosicherheit in deutschen Milchkuhbetrieben

Im deutschlandweiten Verbundprojekt „PraeRi - Tiergesundheit, Hygiene und Biosicherheit in deutschen Milchviehbetrieben – eine Prävalenzstudie“ geht es für die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen nun in den Endspurt. Seit Dezember 2016 besuchten die Studienteams der Freien Universität Berlin, der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover und der Ludwig-Maximilians-Universität München in ausgewählten Studienregionen 765 Milchviehbetriebe und erhoben Daten zu Tiergesundheit, Haltung, Fütterung und zum Management.

PraeRi ist ein vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft gefördertes Verbundprojekt der veterinärmedizinischen Fakultäten der Freien Universität Berlin, Tierärztlichen Hochschule Hannover und Ludwig-Maximilians-Universität München. Die Querschnittstudie dient dazu, die aktuelle Situation in deutschen Milchkuhbetrieben insbesondere hinsichtlich Tiergesundheit und deren Einflussfaktoren zu beschreiben. Hierfür werden deutschlandweit von insgesamt 750 Betrieben Daten zum Gesundheitsstatus der Kühe und ihrer Nachzucht, sowie Haltung, Fütterung und Management erfasst.

Die teilnehmenden Betriebe wurden von erfahrenen Studientierärzten/-innen besucht und erhielten eine umfassende Bestandsanalyse, welche neben der Einzeltieruntersuchung bei Milchkühen, Färsen und Kälbern unter anderem eine Analyse der Haltungsbedingungen, die Erfassung von Biosicherheitsmaßnahmen und eine chemische und mikrobiologische Analyse der Futtermittel einschließlich einer Rationsanalyse beinhaltete.

Aus den gesamten deutschlandweit erhobenen und anonymisierten Daten werden Handlungsoptionen erarbeitet, welche speziell auf die aktuelle Lage der Milchkuhhaltung zugeschnitten sind. Die Ergebnisse der Studie und die daraus entwickelten Handlungsempfehlungen sollen allen in der Milchproduktion tätigen Berufsgruppen dienen.

Nähere Informationen über den Stand der Datenauswertungen und der Berichtserstellung sowie die Pressemitteilungen finden Sie auf der offiziellen Studien-Website www.PraeRi.de.